Wechseljahre


Sie sind im Leben einer Frau wohl einer der entscheidenden Lebensabschnitte – das merkt man auch am Ausdruck „Wechseljahre“. Denn bei Frauen, die in der Mitte ihres Lebens stehen, ist das jene Zeit, wo die Aktivität der Eierstöcke und auch allgemein die Hormonproduktion im Blutkreislauf langsam, aber sicher zurückgeht: Es werden immer weniger Eizellen ausgebildet, die Monatsblutungen werden unregelmäßig und bleiben am Schluss ganz aus – eine seelisch und körperlich belastende und buchstäblich herausfordernde Zeit, die in jedem Fall nach Gegenmaßnahmen verlangt (etwa durch eine Hormonersatztherapie; s. dazu weiter unten).

Der Zeitpunkt der letzten Regelblutung wird medizinisch Menopause genannt. (Er kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus „menos“ (Monat) und „pausis“ (Stillstand) zusammen.) Dieser Abschnitt ist für Frauen sehr bedeutend: Auf der einen Seite ist die Verhütung kein Thema mehr (weil eine Frau in den Wechseljahren nicht mehr schwanger werden kann), auf der anderen Seite kann es zu unangenehmen Beschwerden kommen (siehe die Auflistungen weiter unten!). Diese können das Lebensgefühl und die geistig-körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Genau deshalb haben viele Frauen auch Angst vor den Wechseljahren, weil ihnen nicht klar ist, was in dieser Zeit des Übergangs auf sie zukommt beziehungsweise ob und wie sich ihre Lebensqualität verändert.

An dieser Stelle möchte ich Sie gleich beruhigen: Auch nach Beginn der Wechseljahre können Sie ein spannendes und interessantes Leben führen! Um die Hintergründe dafür dazu zu verstehen, sollten Sie sich etwas in Bezug auf die Funktionen der Hormone und die Veränderungen, die dabei in den Wechseljahren vor sich gehen, auskennen. Denn dann wird es Ihnen leichter fallen, Ihren eigenen Weg zu gehen und sich eine gute Lebensqualität zu bewahren.


Was versteht man eigentlich unter den Wechseljahren?

Die Wechseljahre (Klimakterium) beginnen zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr. Die Fruchtbarkeit der Frau nimmt in diesem Altersbereich wie oben bereits erwähnt ab, weil in den Eierstöcken weniger Östrogene produziert werden. Auch das Gelbkörperhormon (Progesteron) wird nicht mehr ausreichend gebildet, der Hormonhaushalt stellt sich um.

Bereits in der Prämenopause, also im Zeitraum unmittelbar vor den Wechseljahren, verändert sich der Hormonhaushalt, und die Zyklen verlaufen oft unregelmäßig; die Menstruation kann dabei lang dauern, stark und schmerzhaft sein.

Die Postmenopause beginnt 12 Monate nach der Menopause; in dieser Phase können die oben genannten Beschwerden sogar verstärken. Diese können durch Hormone gebessert oder beseitigt werden.


Woran erkenne ich die Wechseljahre?

Die vegetativen Gehirnzentren, die Ihre Körpertemperatur und den Kreislauf regulieren, können durch die hormonellen Veränderungen irritiert werden. Das kann zu unerwünschten Auswirkungen führen – sie können vom Körperlichen bis hin zu Psychischen reichen.

Ich habe nun hier für Sie die wichtigsten Beschwerden aufgeführt, die beim Eintritt in die Wechseljahre auftreten können. Seien Sie jedoch beruhigt: Auch bei den Wechseljahren gilt, dass nie alles auf einmal kommt! Nur in sehr seltenen Fällen treten alle Beschwerden gleichzeitig auf.


Psychische Veränderungen:

  • Launenhaftigkeit, Stimmungsschwankungen
  • Nervosität, Irritierbarkeit, Angst
  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Gedächtnis- und Erinnerungslücken
  • Sie fühlen sich müde und antrieblos; der Lebensschwung ist wie verschwunden
  • Depressive Verstimmungen
  • Ihr Lustempfinden ist gestört

Störungen im vegetativen Nervensystem:

  • Hitzewallungen
  • Rötungen im Gesicht und am Hals
  • Schweißausbrüche
  • Kribbeln in den Armen und Beinen
  • Schwindelgefühle
  • Herzrasen

Durch den Östrogenmangel in Ihrem Körper können auch körperliche Symptome auftreten: Die Haut ist nicht mehr so elastisch, die Schleimhäute sind trockener und die Produktion des Ausflusses (Sekrete) in der Scheide geht zurück. Die Scheidenwände werden dünner, dadurch kann es beim Geschlechtsverkehr zu Schmerzen kommen.

Außerdem kann sich der Harndrang verstärken und häufen (das Gefühl, ständig auf die Toilette gehen zu müssen), in seltenen Fällen kommt es zu einem plötzlichen Harnabgang (Inkontinenz).

Die Wechseljahre bringen auch Auswirkungen mit sich, die erst in den späteren Lebensjahren offenbar werden; sie werden in den folgenden Abschnitten erläutert.


Osteoporose und ihre Auswirkungen

Bei dieser Erkrankung nimmt die Knochenmasse und die Knochendichte ab, daher nimmt auch das Risiko für Knochenbrüche zu; hauptsächlich davon betroffen sich die Oberschenkelknochen sowie die Wirbelkörper.

Rund 35% der Knochenbrüche bei Frauen in den Wechseljahren sind auf eine Osteoporose zurückzuführen. Der Verlust der Knochenmasse ist in den ersten Jahren der Menopause am größten. Die weiter oben geschilderten Auswirkungen treten zwar erst circa mit dem 70. Lebensjahr auf, Sie sollten aber rechtzeitig dagegen vorbeugen – am besten ergreifen Sie schon zu Beginn der Wechseljahre die richtigen Maßnahmen!

Die Osteoporose kann alle Frauen betreffen; dabei haben folgende Frauen jedoch ein erhöhtes Risiko für Osteoporose:

  • Raucherinnen
  • Frauen, die regelmäßig Alkohol trinken
  • Frauen, die wenig Sport treiben
  • Frauen, die vorzeitig in die Wechseljahre eintreten
  • Frauen, die keine Eierstöcke mehr haben (weil sie zuvor operativ entfernt werden mussten)
  • Schlanke Frauen mit entsprechend dünneren Knochen
  • Frauen, die zu wenig kalziumhaltige Nahrungsmittel wie Milch, Joghurt, Topfen zu sich nehmen
  • Frauen, die an Herz-Kreislauferkrankungen leiden

Der zuletzt genannte Punkt, die Herz-Kreislauferkrankungen, ist besonders wichtig: Diese Erkrankungen sind bei Frauen die häufigste Todesursache – deutlich vor der Todesursache Krebs! Es gibt aufgrund eines Mangels an natürlichem Östrogen einen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Denn das Östrogen hat eine positive Wirkung auf die Blutfettwerte, besonders auf das HDL (gutes Cholesterin) und auf die Blutgefäße; diese werden erweitert, fördern somit die Durchblutung und verkalken daher weniger. Durch einen Östrogenmangel, wie er nach der Menopause vorkommt, steigt das Risiko einer Gefäßverengung (Arteriosklerose), eines Herzinfarkts und eines Schlaganfalls.


Was sind weitere Folgen der Wechseljahre?

Der Östrogenmangel hat meist auch seelische Belastungen zur Folge:

  • Wegen dieses Mangels kann es zu Gedächtnislücken (kurz- oder langfristig) und zu allgemeinen Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen kommen. Genau dem wirken Östrogene positiv entgegen.
  • Veränderungen bei der Haut und den Haaren: Im Körper jeder Frau kommen auch Androgene, also männliche Hormone, vor. Während der fruchtbaren Phase der Frau besteht ein Gleichgewicht zwischen Androgenen und Östrogenen. Mit dem Beginn der Wechseljahre erhöht sich jedoch aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels der Anteil an Androgenen. Folgen davon können fettigere Haare, Hauerkrankungen, Haarausfall und ein sogenannter Damenbart sein. Außerdem wird die Haut aufgrund der Abnahme von Kollagen und elastischen Fasern dünner und faltiger.

Kann ich meinen Hormonmangel ausgleichen?

Ja, das können Sie. Denn heutzutage gibt es moderne Hormonpräparate, die Ihre Beschwerden in den Wechseljahren und die Spätfolgen eines Östrogenmangels erfolgreich behandeln können. Diese Präparate enthalten ein natürliches Östrogen und zusätzlich Gestagene. Diese Gestagene sind dem menschlichen Progesteron sehr ähnlich. Bei der Hormonersatztherapie (abgekürzt HET) wird durch die Zugabe von natürlichen Hormonen Ihr hormonelles Gleichgewicht auf natürlicher Basis wiederhergestellt. Dadurch können die Beeinträchtigungen, die die Wechseljahren mit sich bringen, beseitigt oder zumindest verringert werden.


Kommt es unter einer HET wieder zu Blutungen? Die meisten Frauen haben nach der Menopause genug von Blutungen, die der Menstruation ähnlich sind. Zwar kann es in den ersten Monaten der niedrig dosierten Hormonersatztherapie zu Zwischenblutungen kommen. Wird das Präparat jedoch durchgehend genommen, kommt es im Normalfall erfreulicherweise zu keiner Regelblutung.

Wichtig: Gehen Sie bitte gleich zu Ihren Frauenarzt, wenn Sie bei sich nach mehreren blutungsfreien Monaten Unregelmäßigkeiten, wie eine plötzlich eintretende Blutung oder anhaltende Zwischenblutungen bemerken.


Die Zeit ab 50 – die Chance auf ein neues Leben!

Für alle Frauen beginnt nach der Menopause wie erwähnt ein neuer Lebensabschnitt. Um diesen dann auch genießen zu können, ist es wichtig, dass Sie vielleicht mehr als sonst auf den Körper und Ihr ganz persönliches Wohlbefinden schauen.

Wenn sie Folgendes beachten, reduzieren Sie das Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung bzw. an Osteoporose zu erkranken:

  • Gehen Sie auf Abstand zum Rauchen und zum Alkohol!
  • Machen Sie regelmäßig Bewegung (Spazieren gehen, Laufen, Wandern, Radfahren, Schwimmen, etc.)
  • Setzen Sie auf eine gesunde Ernährung (fett-, salz- und zuckerarm)

Eine Hormonersatztherapie kann Ihnen dabei unterstützend helfen, Ihre Gesundheit, Ihr Wohlbefinden und Ihre Lebensqualität zu verbessern.


Inwiefern hat die HET mit Brustkrebs zu tun?

Klinische Studien zur Hormonersatztherapie sind auch zum Ergebnis gekommen, dass eine leichte Zunahme von Brustkrebserkrankungen festgestellt werden kann. Hier muss allerdings dringend ein Missverständnis aufgeklärt werden: Die HET fördert lediglich das Wachstum von bereits bestehenden Tumoren und verursacht nicht als solches Brustkrebs! In den erwähnten Studien konnte auch nachgewiesen werden, dass kurz nach dem Beenden der HET der wieder absinkende Hormonspiegel das Risiko für eine Brustkrebserkrankung wieder erhöht hat.

Zwischen dem 50. und 75. Lebensjahr erkranken in den Industrieländern 45 von 1.000 Frauen an einem Karzinom. Warum? Zum einen, weil regelmäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht das Risiko erheblich erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken. Und zum anderen, weil diese Frauen keine Hormonersatztherapie angewendet haben. Mit einer HET erkranken zusätzlich nur zwei Frauen bei einer Dauer von bis zu fünf Jahren, sechs Frauen (insgesamt 47 Frauen) bei HET zwischen 5 und 10 Jahren.

Am besten beugen Sie einer Krebserkrankung sowie einer Herz-Kreislauferkrankung durch eine gesunde Lebensführung (regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung) vor. Aber auch Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Frauenarzt minimieren das Risiko, zu erkranken.


Zum Schluss ein wichtiger Hinweis!

Besprechen Sie Ihre Probleme grundsätzlich mit Ihrem Frauenarzt, wenn Sie während Ihrer Wechseljahre an Beschwerden leiden. Er wird Ihnen Ihre Fragen beantworten, mit Ihnen die Vor- und Nachteile einer Hormonersatztherapie abwägen und Sie auch darüber informieren, wie eine HET genauer abläuft.
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