Aktueller Stand der Hormon-Ersatztherapie (Ab 45. Lebensjahr)


Neben den typischen Wechselbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Stimmungsschwankungen, Kontinenzproblemen und Sexualstörungen verlangsamt sich altersbedingt auch der Stoffwechsel. Weiters wird durch die Hormonumstellung auch der Knochenabbau beschleunigt, wodurch es zu Osteoporose und in Folge zu einem erhöhten Knochenbruchrisiko kommen kann.

Sofern keine Kontraindikationen vorliegen, bleibt die Hormon-Ersatztherapie für die Behandlung von Frauen, die unter Wechselbeschwerden leiden, das Mittel der Wahl.

Die Women’s Health Initiative (WHI) Studie im Juni 2002 kam zum Schluss, dass eine Östrogengabe bei vorgeschädigten Gefäßen zu einem Aufbrechen von verkalkten Gefäßen führen kann.

Bei jüngeren, gesunden Frauen kommen diese Risikofaktoren meist nicht zum Tragen, sodass mit der Hormonersatztherapie möglichst früh, mit Beginn der ersten Beschwerden, begonnen werden sollte!

Weiters zeigt sich eine günstige Wirkung auf Gelenk- und Gliederschmerzen, ebenso eine Verbesserung der Symptome wie vaginale Trockenheit, Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs und Harndrangsymptome. Zur Behandlung dieser Beschwerden stehen auch örtlich angewandte Östrogenpräparate zur Wahl.

Bei vorzeitiger (vor dem 40. Lebensjahr) oder früher Menopause (vor dem 45. Lebensjahr), die mit einem erhöhten Knochenschwund und einem Anstieg von Herzkrankheiten verbunden sind, sollte eine Hormonersatztherapie zumindest bis zum „normalen“ Wechselalter (51 Jahre) durchgeführt werden.

Als Kontraindikationen einer Hormon-Ersatztherapie gelten unter anderen:

  • Bestehender Brustkrebs
  • Andere östrogenabhängige bösartige Geschwülste
  • Ungeklärte genitale Blutungen
  • Thrombembolische Erkrankungen und eine
  • Porphyria cutanea tarda (eine sehr seltene Stoffwechselerkrankung)

Die Dauer sowie die Dosis der Behandlung sind von den Beschwerden abhängig und individuell.

Eine parenterale („unter Umgehung des Darmes“) Verabreichung der Hormone

(z.B. Kristall / Spritze) empfiehlt sich bei:

  • Frauen mit erhöhten Blutfetten,
  • Lebererkrankungen
  • Migräne
  • Übergewicht
  • Gerinnungsstörungen
  • Älteren Patientinnen

Vor Beginn der Hormon-Ersatztherapie erfolgt eine Blutungsanamnese, sowie eine Befragung nach thrombembolischen Erkrankungen, Brustkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Brüchen.

Weiters sollte eine körperliche Untersuchung mit Bestimmung des Körpergewichts und Blutdrucks durchgeführt werden. Zu den notwendigen Zusatzbefunden gehören Mammografie, vaginale Ultraschallkontrolle sowie Knochendichtemessung.


Was sind mögliche Risiken?

  • Brustkrebs: Bei Zusammenfassung der Ergebnisse von allen größeren Studien beträgt das Risiko eines Brustkrebses nur weniger als 0,1% pro Jahr. Außerdem kehrt nach Beendigung der Therapie das erhöhte Brustkrebsrisiko auf jenes Risiko zurück, das sich bei Frauen ohne Hormonersatztherapie findet.
  • Gebärmutterkörperkrebs: Es sollte zusätzlich zur Östrogenmedikation auch ein Gelbkörperhormon zum Schutz der Schleimhaut vor dem Aufbaueffekt verabreicht werden.
  • Eierstockkrebs und Gebärmutterhalskrebs: Studien lassen die Möglichkeit offen, dass mit der Langzeitanwendung einer Hormon-Ersatztherapie ein geringer Anstieg des Risikos für Eierstockkrebs verbunden sein kann. Für Gebärmutterhalskrebs konnte keine Zunahme des Risikos beobachtet werden.
  • Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System: Bei gesunden Frauen besteht durch den Einsatz von Östrogenen keinerlei Risikoerhöhung für eine Herzerkrankung, wenn die HET innerhalb der ersten zehn Jahre nach dem Wechsel bzw. vor dem 60. Lebensjahr begonnen wird. Bei älteren Frauen hingegen ist der Beginn einer oralen Hormon-Ersatztherapie nicht empfohlen. Aber die vaginale Gabe von Östrogenen zur Behandlung urogenitaler Atrophie (Scheidentrockenheit, Inkontinenz) ist möglich und führt zu keinerlei Risikoerhöhung für Herzkreislauf Erkrankungen.
  • Venöse Thrombembolien & Schlaganfälle: In verschiedenen Beobachtungs- und Interventionsstudien konnte gezeigt werden, dass durch eine Hormonersatztherapie das Risiko venöser Gerinnsel erhöht wird. So ist die Therapie kontraindiziert, wenn sich in der persönlichen Anamnese bereits eine tiefe Venenthrombose findet. Hormon-Ersatztherapie durch lokale/ parenterale (Kristall/Spritze) Gabe ist aber auch in diesem Fall erlaubt.

Zusammenfassung

Hormon-Ersatztherapie ist sicher und wirksam, wenn sie bei gesunden Frauen vor dem 60. Lebensjahr zur Behandlung von Wechselbeschwerden verabreicht wird.

Insgesamt konnte in allen Studien nachgewiesen werden, dass es durch die HET zu keiner Zunahme der Sterblichkeit kommt. Es wurde gezeigt, dass es bei HET-Beginn vor dem 60. Lebensjahr zu einer Abnahme der Sterblichkeit kommt. Die Erkrankungshäufigkeit an Brustkrebs ist insgesamt bei Patientinnen mit und ohne HET gleich, die Gesamtsterblichkeit an Krebs ist aber um 31%, jene an HK um 32% reduziert.

Resümee: Fast immer ist eine Hormonersatztherapie im Einzelfall zu empfehlen, weil dadurch die Lebensqualität und Gesundheit gefördert werden.

Quelle:
Ärztemagazin 36/2009

Literatur: Prof. Dr. Martin Birkhäuser. „Aktualisierte Empfehlungen zur Hormonersatztherapie in der Peri- und Postmenopause“. In: Journal für Gynäkologische Endokrinologie 2009

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